Der Mann, der seine Frau vergaß

Der Mann, der seine Frau vergaß. Oder der Fluch der bösen Tat.

Die schönsten Geschichten schreibt nun einmal das Leben. Als ich kürzlich eine Camper Satire im Fernsehen sah, fiel mir eine Geschichte ein, die ich im Jahr 1970/71 selbst erleben durfte.

Damals war ich im idyllischen Bad Waldsee bei der Wohnwagen-Firma Eriba-Hymer für den Werksverkauf zuständig. Wohnmobile waren zu der Zeit noch ein Fremdwort und jeder hängte sich seine
Ferienwohnung noch brav an die Anhänger-Kupplung seines PKW.

Eines schönen August-Tages fuhr ein Gespann mit Kölner Autonummer in den Hof des Verkaufs-Gebäudes. Das Gespann mitsamt Ehepaar wollte, wie sich bald herausstellen sollte,
aber nicht zum Verkauf, sondern zum Service. Irgendetwas am Wohnwagen musste repariert werden. Dass zwischen dem Pärchen Kriegsstimmung herrschte, war unschwer zu erkennen.

„Am liebsten würde isch hierbleiben und den Idioten alleine nach Kölle fahren lassen!“ meinte die Dame im schönsten Kölner Dialekt.

„Du bist doch selber schuld. Du hast sie doch nicht mehr alle“, erwiderte der Gatte.

Oha, dachte ich, da scheint allerhand Feuer unter dem Dach zu sein und war nun neugierig geworden. Der Ehegatte erzählte mir in schönstem Kölsch diese Story:

„Wir sind jestern Abend in Cattolica losgefahren (es könnte auch Rimini gewesen sein, aber egal). Meine Alte wollte sisch in der Wohnwajen lechen, da han isch jesacht, dat darfste nich, dat is verboten.
Aber dieses Weibstück hört ja nicht auf mich und legte sich trotzdem rein. 100 Kilometer vor Mailand wollt isch noch meine Benzin-Jutscheine loswerden und wollte zum Tanken. Die Tankstelle hatte
aber keinen Diesel und so musste isch gleich wieder wech, die nächste Tanke anfahren und dort tanken. (Hierzu muss man wissen, dass es in Italien in den frühen 70-er Jahren noch nicht an jeder Tankstelle eine
Zapfsäule für Diesel gab und dass man beim ADAC Benzingutscheine für Italien kaufen konnte, weil der Sprit in Italien wesentlich teurer, als in Deutschland war.) Dann bin isch wieder weiter in Rischtung Mailand jefahren.

Janz kurz vor Mailand überholt misch ne Auto und is am Hupen und Lischthupe und winken. Wat will der denn, dachte isch. Janz besonders die Frau auf dem Beifahrersitz hat jewunken wie wild.
Als isch mir die näher anjesehen han, denk isch: Komisch, die sieht aus wie meine Alte. Aber so wat von ähnlisch. Guck isch jenauer hin, hat die der Morjenmantel von meiner Alten an. Da han isch
auf der nächste Rastplatz anjehalten und kuck in der Wohnwajen rin und was seh isch? Dat Ding is leer. Plötzlisch kömmt dat andere Auto un meine Alte steischt aus. Is die an der ersten Tanke auf et Klo jejangen un wie
se wieder rauskam war isch weg, weil isch ja keinen Diesel bekam und anne nächste Tanke fuhr. Und seither is se nur noch am Schimpfen mit mir“.

Als ich die Geschichte später meinen Kolleg*Innen erzählte, war das Gelächter groß, denn vielen von ihnen war das streitende Ehepaar aufgefallen.

Der Mann, der seine Frau vergaß

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